Vitamin D ist mittlerweile in aller Munde. Viele Menschen substituieren Vitamin D auf eigene Faust, aber auch immer mehr Ärzte kontrollieren den Vitamin D-Status im Blut ihrer Patienten. Leider werden dabei oft wichtige Gesichtspunkte übersehen. Anders als viele Menschen denken, hilft viel hier nicht unbedingt viel, manchmal ist eine zu hohe, zu lange oder überhaupt die Einnahme von Vitamin D kontraproduktiv.
In den Praxen wird so gut wie immer nur das 25 OH-Vitamin D (Calcidiol) gemessen. Hierbei handelt es sich um die Speicherform des Vitamin D und diese sagt nichts darüber aus, wieviel Vitamin D dem Körper in seiner aktiven Form zur Verfügung steht. Das aktive Vitamin D ist das 1,25 Vitamin D (Calcitriol).
Nach meiner Erfahrung sollten immer beide Werte untersucht werden, bevor Vitamin D substituiert wird. Meist ist dies nur am Anfang der Therapie und ggf. noch ein weiteres Mal zur Kontrolle notwendig, aber es ist aus meiner Sicht wichtig zu wissen, wo man sich bewegt und wie der Körper die Supplementierung annimmt.
Es kann beispielsweise sein, dass das Calcidiol vermindert oder sogar im Mangel ist, das Calcitriol dann aber ausreichend hoch ist. Wenn in einem solchen Fall nur Calcidiol untersucht wurde und aufgrund des niedrigen Spiegels Vitamin D eingenommen wird, kann dies im schlechtesten Fall kontraproduktiv wirken, weil es Entzündungen triggern, also verstärken kann. Dies ist sicher nicht erwünscht. Auch ist das Wissen um beide Werte bei der Diagnostik hilfreich, da ein solcher Fall auf blockierte Vitamin-D-Rezeptoren hinweist und dies wiederum auf chronische Infektionen z.B. mit dem Ebstein-Barr-Virus/EBV hinweisen kann. Hier Vitamin D zu geben kann zwar kurzfristig zu einer Erleichterung der Symptomatik führen, hat längerfristig aber negative Auswirkungen, z.B. weil das Immunsystem supprimiert wird.
Von den bei vielen Menschen beliebten Hochdosis-Vitamin D-Gaben halte ich sehr wenig, vor allem, wenn diese eigenmächtig und ohne Laborkontrolle durchgeführt werden. Zu oft habe ich schon Blutbilder gesehen, bei denen der Calciumspiegel deutlich erhöht war, was nicht ungefährlich ist. Auch berichten Patienten immer wieder einmal von Hyperkalzämien und dadurch bedingten Krankenhausaufenthalten.
Ich untersuche in der Praxis am liebsten beide Werte, um entscheiden zu können, ob eine Vitamin D-Einnahme überhaupt sinnvoll ist und auch, um die Dosierung und die Dauer der Einnahme festzulegen.